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Schwieriges Thema

Herr Suwito berichtet über sein kindgerechtes Projekt dazu im 5. Jahrgang

Herr Uhlstein ist von 2001 – 2007 Soldat in Afghanistan gewesen. Er hat also die ersten Afghanistan-Einsätze der US-Streitkräfte und der Bundeswehr miterlebt. Seit der Geburt seiner Tochter macht er keine Auslandseinsätze mehr, ist in Kiel stationiert und arbeitet als Kampftaucher bei der Marine und dort speziell beim Kampfmittelräumungsdienst.

Vorbereitung des Interviews

Eine Woche zuvor, die Talibanbewegung hatte gerade Kabul eingenommen, brachte ich den SuS diverse Zeitungsartikel mit. Wir lasen die Überschriften und Teile der Artikel und stellten fest, dass wir wenig von den Nachrichten wirklich verstanden.

Wir übten uns im Formulieren von Fragestellungen, um das Wesentliche, was ein 5.- Klässler verstehen kann, in einem Interview erfragen zu können.

Es war auch Hausaufgabe für die kommende Woche, weiterhin Nachrichten zu schauen und mit den Eltern über die Entwicklungen in Afghanistan zu sprechen. Auftauchende Fragen sollten notiert und zum Interview mitgebracht werden.

Beispiele solcher Fragen:

  1. Wer sichert den Flughafen in Kabul?
  2. Welche Sprache spricht man in Afghanistan?
  3. Welche anderen terroristische Gruppierungen gibt es dort?
  4. Was bewegt einen Selbstmordattentäter?
  5. Warum hat sich die afghanische Armee nicht oder nur wenig gewehrt?
  6. Was ist so gefährlich an den Taliban?

Herr Uhlstein nahm sich die gesamte Doppelstunde Zeit, um alle Fragen zu beantworten.

Zuvor mit mir abgesprochene Bedingungen für das Interview waren:

  1. Die SuS sollten nicht alle Grausamkeiten der Kampfhandlungen im Detail geschildert bekommen (Altersgemäßheit).
  2. Die SuS sollen nach dem Interview nicht den „Glauben an die Medien“ verlieren, vielmehr weiterhin Nachrichten kritisch hinterfragen.

Das Interview

Die Gesprächsführung im Interview übernahmen unsere beiden Klassensprecher. Die Klasse konnte dann ihre Fragen stellen.

Herr Uhlsteins Berichte waren beeindruckend: Im Rahmen von der Suche nach Osama Bin Laden war er in den ersten Jahren in heftige Kampfhandlungen verwickelt, erlebte Raketenangriffe, Überfälle auf den Jeep seiner Truppe und Explosionen aus nächster Nähe mit. Auf die Frage, ob er auch Menschen erschossen habe antwortete er: „Ja, das sei der schwierige Teil des Soldatenlebens. Kein Kamerad wünsche sich das und viele erlebten Traumata“. Die Tatsache, dass Bundeswehrsoldaten in Afghanistan erst schießen dürfen, wenn auf sie geschossen wird, erstaunte doch einige SchülerInnen. Herr Uhlstein erklärte, wie aus der Such-Mission in den Folgejahren die Aufbauhilfe in Afghanistan gestaltet wurde. Er berichtete von seiner Enttäuschung über die aktuelle Lage in Kabul und empfahl den SchülerInnen weiterhin interessiert die Nachrichten zu verfolgen.

Im Laufe des Gesprächs wurden u. A. die oben genannten Fragen beantwortet:

Zu 1. Bundeswehrsoldaten sicherten das Flughafengebäude von innen, Die US-Soldaten sicherten das Außengelände.

Zu 2. An die 50 Sprachen und hunderte von Dialekten werden in Afghanistan gesprochen. Offizielle Amtssprachen sind Persich und Paschto, die Sprache der Paschtunen.

Zu 3. Es gibt neben den Taliban, den IS (Islamischer Staat). Sie sind verfeindet.

Zu 4. Verteidigung des Glaubens, Verzweiflung, Manipulation und starke religiöser Glaube mit der Aussicht auf einen „Platz im Paradies“

Zu 5. Afghanistan ist ein Vielvölkerstaat mit über 20 verschiedenen Stämmen. Sie alle haben bewaffnete Kämpfer, doch fehlt es an einer „gemeinsamen afghanischen Idee“. Soldaten seinen gegenüber der Regierung nicht loyal.

Zu 6. Sie legen die Lehren des Koran sehr streng (Fundamentalismus) für ihre Zwecke aus. Sie verabscheuen den westlichen Lebensstil und gehen durch die strengste Koranschule. Sie verstehen sich selbst nicht als Bevölkerungsgruppe, sondern als Staat, der einen eigenes Staatsgebiet benötigt.

 

Es war ein besonderer „Blick in das Leben eines Soldaten“. Die SchülerInnen waren sehr bewegt von den Berichten Herrn Uhlsteins.

Wir bedankten uns herzlich für das Interview.

 

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